Gute-KiTa-Gesetz- Bilanz nach 3 Jahren

von Wolfram Hartmann

Mit dem Gute-KiTa-Gesetz investiert die Bundesregierung bis 2022 rund 5,5 Milliarden Euro in die frühkindliche Bildung: Bund, Länder, Kommunen, Verbände und Wissenschaft haben in einem mehrjährigen Qualitätsprozess zentrale Handlungsfelder für Qualität in der Kindertagesbetreuung entwickelt und damit den Grundstein für das Gute-KiTa-Gesetz gelegt. Die Verträge zwischen Bund und Ländern legen fest, in welche Handlungsfelder und Maßnahmen die Mittel des Bundes in jedem Land fließen. Der Bund stellt die Mittel zur Verfügung, die Länder sorgen dafür, dass sie dort ankommen, wo sie gebraucht werden: bei den Kindern und Familien, den Kitas und Fachkräften. Um die Qualität der Kindertagesbetreuung nachhaltig und dauerhaft weiterzuentwickeln, müssen alle Akteure auch künftig Hand in Hand zusammenarbeiten. Nachhaltige Verbesserungen erfordern eine gesicherte Finanzierung: Die Bundesregierung ist den Ergebnissen der Kommission Gleichwertige Lebensverhältnisse gefolgt und hat den Beschluss gefasst, die finanzielle Beteiligung des Bundes über das Jahr 2022 hinaus zu verlängern.“

Leider zeigt die Bilanz drei Jahre nach Verabschiedung der „Gute-KiTa-Gesetzes“ immer noch erhebliche Defizite bei der Frühen Bildung, insbesondere bei Kindern, die im häuslichen Umfeld nur geringe bis keine Förderung erfahren. Es gibt weiterhin keine flächendeckenden Betreuungs- und Förderangebote für alle Kinder im Vorschulalter, Erzieherinnen und Erzieher sind weiterhin Mangelware und werden unzureichend bezahlt. „Fachkräfte und Eltern sind sehr unzufrieden“, wie Katja Gelinsky am 14.06.2022 in der FAZ schreibt. „Der Fachkräftemangel ist so groß, dass die vorhandenen Kapazitäten in jeder zweiten Kindertagesstätte nicht voll ausgeschöpft werden können.“

Aus dem Kita-Bericht 2022 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes

  • „Insgesamt gehen 60 Prozent der Teilnehmenden davon aus, dass sie mit dem gegenwärtigen Personalschlüssel den Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht werden können. Kindertageseinrichtungen in benachteiligten Sozialräumen sind davon besonders betroffen. Hinzu kommen fehlende Zeiten für die Anleitung von Auszubildenden, viele Überstunden und die Kompensation von Fehlzeiten von Kolleg*innen wegen Krankheit, Urlaub oder Fortbildung.
  • Mehr als ein Drittel der Teilnehmenden gibt an, dass die vorgesehenen Finanzmittel nicht ausreichen, um die Kinder mit einer ausgewogenen Ernährung zu versorgen. Der Schutz vor Unfällen ist weitgehend sichergestellt, aber das Thema Lärmschutz ist für die Hälfte der Teilnehmenden unzureichend gelöst.
  • Je höher die sozialräumliche Benachteiligung, desto größer ist die Zahl der Kinder mit Unterstützungsbedarf bei der sprachlichen Bildung. Gleichzeitig kann dieser Bedarf mit dem gegenwärtigen Personalschlüssel überwiegend nicht gedeckt werden. Die Unterstützung bei der Entwicklung von unterschiedlichen Familiensprachen ist mangelhaft.
  • n der Mehrheit der Kindertageseinrichtungen fehlt es an pädagogischem Personal mit spezifischen Qualifikationen im Bereich der Inklusion. Fast alle Teilnehmende, die Erfahrung mit der Beantragung von Mitteln für Inklusion haben, geben an, dass diese Beantragung sehr zeitaufwändig ist. Ein Viertel gibt zudem an, dass es regelmäßig zu Konflikten zwischen den Leistungsträgern der Kinder- und Jugendhilfe und der Eingliederungshilfe kommt. Auch medienpädagogisch gibt es Herausforderungen. So findet der Einsatz von digitalen Medien in den Interaktionen mit Kindern in den meisten Einrichtungen nicht oder kaum statt. Die große Mehrheit der Teilnehmenden geht davon aus, dass Kinder den selbstständigen Umgang mit digitalen Medien unter diesen Umständen nicht lernen.“ (Zitat Ende)

Die politisch veranlassten flächendeckenden Schließungen von KiTas und Kindergärten während der Coronapandemie haben Kindern aus prekären Familienverhältnissen weiter geschadet und ihre Chancen auf Teilhabe und Bildung gemindert.

Durch den Krieg in der Ukraine wurde der Fokus der Politik auf andere Themen gerichtet und die Belange der Kinder nachrangig.

Die Initiatoren des Kinderbulletins fordern die Bundes- und die Landesregierungen auf, die Rechte der Kinder auf Bildung und gesundes Aufwachsen ganz oben auf der Prioritätenliste zu platzieren.

Back