AKTUELL!!! Pressemeldung - Sprach-Kitas müssen bleiben und ausgebaut werden

von Deutsches Kinderbulletin

Das Deutsche Kinderbulletin kritisiert Vorhaben des Bundes, die Förderung der Sprach-Kitas zu streichen: „Die Sprach-Kitas sind eines der wichtigsten vorschulischen Bildungsprogramme. Sie müssen dringend ausgebaut statt abgewickelt werden!“

(Berlin, September 2022) Jede achte Kita in Deutschland ist eine „Sprach-Kita“. Kinder mit Sprachdefiziten werden hier besonders intensiv gefördert, derzeit insgesamt 500.000. Wissenschaftler haben dem Programm bescheinigt, dass es wirkt. Im Koalitionsvertrag hat die Ampelregierung versprochen, die Sprach-Kitas weiterzuentwickeln und zu verstetigen. Nun hat das Bundesfamilienministerium den Ländern mitgeteilt, dass der Bund aus der Förderung aussteigt. „Damit werden Millionen von Kindern wichtige Bildungschancen genommen. Die Politik darf die Sprach-Kitas nicht plattmachen; das wäre eine Katastrophe,“ so Dr. Ulrich Fegeler vom deutschen Kinderbulletin.

„Kitas haben auch einen wichtigen Bildungsauftrag. Sie bereiten unter anderem die Kinder auf die Schule vor,“ so Fegeler weiter. „Eine ihrer wichtigsten Aufgaben ist es, dafür zu sorgen, dass jedes Kind bei Schulbeginn ausreichend Deutsch sprechen und verstehen kann. Kinder aus Migrantenfamilien, aber auch Kinder aus sozial benachteiligten deutschen Familien (Einkommensarmut und Bildungsferne) zeigen häufig beim Schuleintritt neben kognitiven Entwicklungsauffälligkeiten Defizite im Verstehen und Sprechen der deutschen Sprache. Damit ist u.U. nicht nur ihre Schullaufbahn von Anfang an erschwert, sondern auch der spätere Ausbildungsweg und ihre soziale Integration. Die Kinder bleiben hinter ihren angeborenen Begabungen zurück, müssen Klassen wiederholen, brechen häufiger die Schule ab und müssen dann über aufwendige - und im Endeffekt nicht grundsätzlich Erfolg garantierende - Qualifizierungsprogramme ausbildungsfähig gemacht werden. Das können wir auch im Interesse unserer Gesellschaft, die auf qualifizierten Nachwuchs angewiesen ist, nicht hinnehmen. Wir brauchen den Fortbestand und den Ausbau der Sprach-Kitas, damit jedes Kind eine Chance bekommt, sich durch eine altersgerecht entwickelte Sprachkompetenz auf eine wichtige Säule notwendiger vorschulischer Fertigkeiten stützen zu können. Im Regelbetrieb der meisten Kitas ist das nicht möglich, es gibt anders als bei den Sprach-Kitas keine wirklich brauchbare individuelle, didaktisch ausgereifte Förderung, erst recht keine Kompetenztests und flächendeckende Evaluation. Die bislang einzige repräsentative Untersuchung zur Kita-Qualität, die Nubbek-Studie, hat bereits vor zehn Jahren 63 Prozent der untersuchten Einrichtungen in puncto frühkindlicher Bildung die Note „unzureichend“ gegeben. Es gibt keinen einzigen Hinweis darauf, dass sich seitdem viel geändert hat, dass die Einrichtungen ohne das Sprach-Kita-Programm es seitdem geschafft haben, die Sprachförderung zu verbessern. Die meisten leiden unter Personalmangel, arbeiten mit Praktikanten und anderen Hilfskräften, um dem gesetzlichen Anspruch auf einen Kitaplatz nachzukommen. Sinnvolle pädagogische Arbeit und vor allem die Sprachförderung bleiben da vielfach auf der Strecke. 

Das drohende Aus der Sprach-Kitas muss daher dringend verhindert werden. Bund und Länder sind hier gleichermaßen in der Verantwortung. Der angestrebte weitere Ausbau der Kita-Plätze und die Entlastung der Eltern von den Kita-Gebühren sind wünschenswerte Ziele, die Entlastung von den Gebühren hilft aber letztlich nur Gutverdienern. Bedürftige Familien bezahlen schon heute kaum Gebühren. Für sie, d.h. für die Kinder, die dort aufwachsen, sind dagegen die Sprach-Kitas wichtig, sie schaffen Bildungs- und Chancengerechtigkeit und helfen, dass die Kinder den Einstieg in eine Bildungsbiographie schaffen, die ihren Begabungen entspricht.“

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Kontakt:
Dr. Ulrich Fegeler
Tel.: 03301-701227
E-Mail:
ul.fe@t-online.de

Dr. Wolfram Hartmann
Tel.: 02732-81414
E-Mail: dr.w.hartmann-kreuztal@noSpam.t-online.de

Dr. Ulrike Horacek
E-Mail: u.horacek@noSpam.gmx.de

Das Deutsche Kinderbulletin

Das Deutsche Kinderbulletin ist ein breites Bündnis aus Kinder- und Jugendärzt:innen, Wissenschaftler:innen und Publizist:innen. Die Initiative „Deutsches Kinder-Bulletin - Jedem Kind eine Chance“ führt fächerübergreifend die Erfahrung und Expertise von Praktikerinnen und Praktikern, Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern und von politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden zusammen, denen eine nachhaltige Entwicklungsförderung von Kindern in unserem Lande ein wichtiges Anliegen ist. 

Das Deutsche Kinder-Bulletin greift Erkenntnisse aus Wissenschaft und Berufspraxis auf und bündelt wichtige Studien und Berichte, die ein Licht auf die Lebensrealität, Probleme und Chancen von Kindern in Deutschland werfen. Dazu macht es konkrete Vorschläge, was getan werden muss. 

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www.deutsches-kinderbulletin.de

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