Jedes fünfte Kind in Deutschland wächst in sozial schwachen und oft bildungsfernen Verhältnissen auf und kann daher seine eigenen Kompetenzen gar nicht oder nur schlecht entwickeln. Die Politik hätte es in der Hand, diesen Kindern gerechte Chancen zu verschaffen und damit auch den Wohlstand und den Fortschritt in Deutschland langfristig zu sichern.
Das Deutsche Kinderbulletin (DKB) hat nun vor der Wahl die Programme der großen Parteien analysiert, um herauszufinden, welche Strategien sie verfolgen, um künftig Kinder in Deutschland in ihrer Entwicklung besser als bisher zu unterstützen.
Was die Parteien planen.....
1. Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz:
Bisher stehen Kinderrechte nicht explizit im Grundgesetz. Eine Änderung des Grundgesetzes würde Kinder gegenüber Eltern Familie und Staat stärken, sie besser als bisher vor Gewalt und Missbrauch schützen.
Nur SPD, Bündnis 90/Die Grünen und Die Linke fordern in ihren Wahlprogrammen die Verankerung der Kinderrechte im Grundgesetz. Die AFD lehnt dies explizit ab. CDU/CSU schweigen zu diesem Thema.
2. Frühkindliche Bildungsförderung
Ohne frühkindliche Entwicklungsanregungen keine altersgerechte Entwicklung, keine ausreichende Entfaltung u.a. der Sprach- und kognitiven Entwicklung.
Die Parteien scheinen dies verstanden zu haben und sprechen sich alle für frühkindliche Bildungsförderung und Chancengleichheit aus. So weit, so gut. Die Konzepte unterscheiden sich allerdings stark.
SPD, CDU/CSU und FDP fordern eine Erfassung des Entwicklungsstands aller Kinder mit vier Jahren, damit rechtzeitig vor der Einschulung entsprechende Fördermaßnahmen eingeleitet werden können.
Eine gezielte Förderung von Kitas in benachteiligten Lagen fordern SPD, Bündnis 90/Die Grünen und FDP. Die AFD fordert die Wiedereinführung von Vorschulklassen und den Erhalt der Förderschulen, bleibt aber ansonsten so vage wie Die Linke das BSW, bei denen sich ebenfalls kein umfassendes Konzept erkennen lässt.
3. Frühe Hilfen
Frühe Hilfen sind Angebote für Familien mit Kindern bis drei Jahre, ab der Schwangerschaft. Sie sind niedrigschwellig und richten sich besonders an Familien in belasteten Lebenslagen.
Sie dienen der Stärkung der elterlichen Beziehungs- und Versorgungskompetenz, bieten Familien Unterstützung, Beratung und Begleitung. In den letzten Jahren haben sie sich vielfach bewährt. Experten wünschen sich die Ausdehnung der Frühen Hilfen über das dritte Lebensjahr der Kinder hinaus.
Den Ausbau der Frühen Hilfen bis zum Ende der Grundschulzeit fordert nur die SPD. CDU/CSU wollen die Frühen Hilfen zwar stärken, aber nicht weiter ausbauen. Von den anderen Parteien ist zum Thema der so überaus wichtigen Frühen Hilfen nichts zu erfahren.
4. Geh- statt Komm-Strukturen ausbauen
Sozialpädagogische Unterstützung ist oft daran gebunden, dass die Klienten in Beratungsstellen etc kommen. Das nennt man Komm-Struktur. Im Gegensatz dazu steht die Geh-Struktur, bei der Fachkräfte die Klienten bzw. Klientinnen aufsuchen und Hilfe anbieten. Die Experten des DKB fordern seit Jahren für diese Aufgabe so genannte Sozialraumlotsen.
Keine einzige große Partei will Geh-Strukturen mit Sozialraumlotsen schaffen, um so bedürftigen Familien ein niedrigschwelliges Hilfsangebot. Die SPD will zumindest Familienzentren an Kitas und Schulen einrichten, um damit kurze Wege zur Hilfe zu ermöglichen.
5. Sprachförderung
Sprache ist eine der wichtigsten Schlüsselkompetenzen für gesellschaftliche Teilhabe und Bildungserfolg. Besonders für Kita-Kinder, die noch am Anfang ihrer Sprachentwicklung stehen, und für Kinder, die mehrsprachig aufwachsen oder zu Hause nur wenig Sprachanregung bekommen, ist die Sprachförderung wichtig.
Erfreulicherweise haben SPD, FDP, BSW und Bündnis 90/Die Grünen gezielte Sprachförderung in ihren Programmen, die CDU/CSU will wieder Sprach-Kitas etablieren.
6. Bekämpfung der Kinderarmut
Mehr als jedes fünfte Kind in Deutschland wächst nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung in Armut auf. Das sind 2,8 Mio Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren. Aufwachsen in Armut schränkt die Lebenschancen von Kindern stark ein. Logisch, dass die Parteien versprechen, sich für die Vermeidung von Kinderarmut einzusetzen und dafür viele unterschiedliche Ideen in ihren Programmen aufführen.
Gemeinsam sprechen sich SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen für eine zentrale Ansprechstelle zum Erhalt staatlicher Unterstützungsleistungen für Familien aus.
Link zu den kompletten Wahlprogrammen:
Wahlprogramme Parteien - Bundestagswahl 2025