Nach einer am 12.06.2024 veröffentlichten Bertelsmann-Studie ist die Zahl junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren, die weder in einem Beruf arbeiten noch zur Schule gehen (NEETS: Not in Employment, Education or Training), studieren oder eine Ausbildung machen, weiter gestiegen und liegt aktuell bei 626.000.
Jahrelang war ihre Zahl gesunken. Noch 2009 gab es 920.000, Anfang 2022 nur noch 538.000, damals hatte die Zahl nach einem kurzen Anstieg in der Corona-Zeit wieder abgenommen. Doch seit zwei Jahren steigen die Zahlen wieder. Nachbarstaaten wie die Niederlande oder auch die skandinavischen Länder schneiden hier deutlich besser ab.
Eine solche Entwicklung kann sich eine Industrienation wie Deutschland nicht leisten. In Deutschland fehlen überall qualifizierte Arbeitskräfte und es scheint, dass das Problem von Jahr zu Jahr größer wird.
Bildung beginnt bereits vorschulisch in der frühen Kindheit und bedeutet, die angeborenen - nicht nur - intellektuellen Fähigkeiten zu entfalten und für das schulische Lernen und soziale Leben empfänglich zu machen. Das muss für alle Kinder unabhängig von ihrem sozialen und Bildungs-Umfeld gewährleistet werden. Die hohe Zahl von Jugendlichen vor allem aus bildungsfernen Familien, die jedes Jahr die Schulen ohne einen Abschluss verlassen, zeigt, dass in der schulischen Bildung weiterhin Vieles im Argen liegt bzw. die Schule nicht alle vorschulischen Entwicklungshemmungen kompensieren kann. Mit Zuwanderung durch Migration lässt dies nicht begründen.
Der am 17.06.2024 veröffentlichte aktuelle Bildungsbericht zeigt erneut einen Anstieg der Jugendlichen, die keinen Schulabschluss schafften, auf 6,9% (53.000), im Vorjahr lag er nach Daten des Statistischen Bundesamtes noch bei 6,2% und 2020 bei 5,9%. Die Zahl der eigentlichen Abbrecher dürfte noch höher liegen, da Jugendliche, die während eines laufenden Schuljahres die Schule verlassen, hier nicht mitgezählt werden.
Der Bildungserfolg ist weiterhin abhängig von der Herkunft: Nur 32% der Kinder aus sozioökonomisch benachteiligten Familien erhielten beispielsweise eine Gymnasialempfehlung, verglichen mit 78% aus privilegierten Familien. Die Bildungsungleichheiten ziehen sich dabei durch die Biografie bis in die Erwachsenenbildung hinein.
Unseren Schulen fehlen massenhaft Lehrkräfte und unser Schulsystem, das einmal als vorbildlich in der Welt galt, bereitet Kinder und Jugendliche nicht ausreichend auf zukunftsfähige Berufe vor und gibt ihnen nicht ausreichend Orientierung.
Wir vom DKB fordern Politik und Gesellschaft auf, umzudenken und die Prioritäten anders zu setzen. Finanziell können wir uns das leisten, die Mittel müssen nur zielgerichtet eingesetzt werden.
Zusammengefasst von Wolfram Hartmann